Schulische Förderung

Mit dem Eintritt in die Schule ergeben sich für die meisten Kinder im Autismus-Spektrum Anforderungen, die sie auf Grund ihrer spezifischen Besonderheiten oft nur mit zusätzlicher Unterstützung bewältigen können. Damit die Kinder die Schule erfolgreich durchlaufen können, ist es wichtig, auf ihre Besonderheiten in der Wahrnehmung und im Denken sowie ihre autismusspezifische Förderbedürfnisse angemessen zu reagieren und dadurch die notwendigen Teilhabemöglichkeiten zu schaffen.

 

Herausforderungen im Schulkontext

Im Zentrum der Autismus-Spektrum-Störung liegt die verminderte intuitive Aufmerksamkeitslenkung auf sozial-kommunikative Signale. Damit verbunden ist die Schwierigkeit, soziale Signale adäquat aufzunehmen, zu verarbeiten und sie effektiv zu beantworten. So kann das schulische Geschehen, welches durch eine Vielzahl und Vielfalt von Interaktionen in Gruppen – auch in den Pausen – geprägt ist, zu (chronischer) Überforderung führen und die Tendenz verstärken, sich Gruppensituationen zu entziehen bis hin zum Schulabsentismus.

Es fällt Schülern mit Autismus deutlich schwerer als anderen Schülern in Gruppen zu lernen. Die Vielzahl und der schnelle Wechsel der sozialen Informationen in einer Gruppe stellen eine latente und andauernde Überforderungssituation für diese Schüler dar. Schulische Überforderung entsteht auch durch Schwierigkeiten in der Verarbeitung sprachlicher Informationen. So reagieren autistische Schüler auf lautsprachliche Informationen und Instruktionen häufig verzögert oder gar nicht. Viele bildlich gemeinten Aussagen werden wortwörtlich missverstanden. Verzögerungen und Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung (frühkindlicher Autismus) – in ca. 50% aller Fälle sogar das Ausbleiben der lautsprachlichen Entwicklung – erschweren die Kommunikation generell. Hinzu kommen besondere kognitive Merkmale, die zum einen in der eingeschränkten Fähigkeit bestehen, Handlungsabfolgen zu organisieren, zum andern in dem begrenzten Vermögen, komplexe externe und interne Reize zu sinnvollen übergeordneten Einheiten zu integrieren: der kognitive Verarbeitungsstil ist eher auf Details als auf Zusammenhänge zwischen Dingen und Ereignissen ausgerichtet. Die Schüler verlieren sich in den Einzelheiten. Sie sehen den „Wald vor lauter Bäumen nicht“. Damit einher geht häufig auch eine erhöhte Ablenkbarkeit. Der nachfolgende Link gibt einen Einblick in diese Art der Wahrnehmung. http://www.asperger-wahrnehmung.de/sehen.php

 

Methoden der Schulischen Förderung

Wenn man bestimmte Prinzipien berücksichtigt, kann schulische Förderung von Schülern im Autismus-Spektrum gleichwohl gut gelingen.

Dazu gehören

  • die klare räumliche und zeitliche Strukturierung des Schultages – gerade auch außerunterrichtlicher Situationen, wie Pausen und Übergänge,
  • die Visualisierung von Anforderungen und Abläufen,
  • die besondere und motivierende Gestaltung des Arbeitsplatzes, von Lernsituationen und Aufgaben,
  • konstante, überschaubare und gefestigte Lerngruppen,
  • konstante Bezugspersonen, ggf. Schulbegleitung,
  • zeitlich begrenzte Rückzugsmöglichkeiten,
  • eindeutige und klare gleichwohl freundliche Kommunikation,
  • transparente und verständliche soziale Regeln,
  • ggf. Gewährung eines Nachteilsausgleichs,
  • regelmäßiger Austausch aller Beteiligten und
  • Respekt für die Besonderheit und das Zugeständnis anders sein zu dürfen.

Schulpädagogen sind in besonderem Maße bei der Förderung von Schülern im Autismus-Spektrum gefordert. Ein Grundlagenwissen über Autismus-Spektrum-Störungen und eine „autismusspezifische“ Pädagogik sollten Voraussetzung für die schulische Arbeit sein, um Überforderung und Frustration – beim Schüler und beim Pädagogen –  zu vermeiden. Da Autismus-Spektrum-Störungen sehr unterschiedliche Ausprägungen annehmen können, sollten alle Schulformen offen sein für diese Schülergruppe. Eine Vielfalt von Lernangeboten in Sonderschul- und Regelklassen nach dem Inklusionsprinzip sowie ggf. in besonderen Kleinklassen ermöglicht auch der Vielfalt von Ausprägungsformen gerecht zu werden.

 

Unterstützung durch das Hamburger Autismus Institut

Durch unsere Autismus-Therapie und -Beratung unterstützen wir die Lehrkräfte der Schule darin, möglichst auf den einzelnen Schüler zugeschnittene Förderbedingungen und damit die inklusive Beschulung erfolgreich gestalten zu können. Zusammen mit den Eltern und ggf. mit den Schülern selbst arbeiten wir mit den Lehrern der jeweiligen Schule, dem entsprechenden Beratungsdienst, den ggf. eingesetzten Schulbegleitern, der Beratungsstelle Autismus der Schulbehörde und bei Bedarf weiteren Stellen zusammen. Mit den Schülern selbst reflektieren wir problematische Situationen und erarbeiten gemeinsam Verhaltensalternativen. Zur Einübung einer angemessenen Interaktion eignen sich besonders unsere Sozialen Kompetenzgruppen (SoKo-Gruppen), in denen die Teilnehmer in einem geschützten und begleiteten Rahmen positive und lösungsorientierte Gruppenerfahrungen machen können.

Je nach Einzelfall benötigt ein Schüler mit Autismus einen Schulbegleiter (Schulassistenz, Integrationshelfer). Mit dieser Hilfe kann er sich in die Klassengemeinschaft integrieren, die weniger strukturierten Zeiten des Schultags (wie z.B. Pausen) zur Interaktion mit seinen Mitschülern nutzen und seinem Potential gemäß von den Lehrkräften gefördert werden.

In unserem Fortbildungsprogramm AUTPUT bieten wir sowohl Lehrkräften, als auch Schulbegleitern maßgeschneiderte Fortbildungsmöglichkeiten zum Umgehen mit Schülern mit Autismus an. Unser spezielles Coaching für Pädagogen in Schulen bietet die Möglichkeit, fallbezogen Hilfe bzgl. einzelner Schüler zu erhalten.

Weitere Informationen, u.a. zum Nachteilsausgleich, finden Sie ebenfalls auf der Website der Stadt Hamburg unter https://www.hamburg.de/autismus/

 

Schulische Beratungsstelle

In der Hamburger Schulbehörde gibt es eine Beratungsstelle für den Bereich Autismus und Schule, mit der wir kooperieren. An diese können sich in erster Linie Lehrer bei Fragen zu dem beschriebenen Themenkreis wenden.

Bildungs- und Beratungszentrum Pädagogik bei Krankheit / Autismus
Beratungsstelle Autismus
Von-Essen-Straße 82-84
22801 Hamburg
Tel: 040 428 63 – 2836
E-Mail: info-bbz@bsb.hamburg.de

Internet: Beratungsstelle Autismus