Angebote für Erwachsene mit ASS
Ich habe mich immer schon anders gefühlt!
Mit diesem Gefühl sind viele Menschen, die schließlich im Erwachsenenalter die Diagnose hochfunktionaler Autismus bzw. Asperger-Syndrom erhalten, oft durch ihr Leben gegangen.
In der Schule waren sie oft Außenseiter und Mobbingopfer. In vielen Situationen gelang es ihnen nicht, sich zu anderen als zugehörig zu empfinden. Manche nahmen das schmerzlich wahr und versuchten, weiter Freunde zu finden. Andere schützten sich vor diesen Gefühlen, indem sie sich noch stärker in sich selbst zurückzogen und in dieser Isolation z. B. ihren Spezialinteressen nachgingen.
Die Diagnose hochfunktionaler Autismus (Asperger-Syndrom) wird auf Grund der verbesserten diagnostischen Instrumente und der anwachsenden Zahl von Einrichtungen, die diese Verfahren einsetzen, in den letzten Jahren vermehrt an Kinder und Jugendliche vergeben. Menschen, die heute im Erwachsenenalter sind, konnten von diesen Möglichkeiten häufig noch nicht profitieren und mussten ihre Kindheit und Jugend ohne gezielte therapeutische Hilfen meistern. Auch im Erwachsenenalter müssen sie diese kräftezehrende Anpassungsleistung weiter erbringen und fühlen sich dadurch oftmals erschöpft und niedergeschlagen.
Eine jahrelange Netzwerkarbeit des Hamburger Autismus Instituts mit verschiedenen Hamburger Kliniken hat inzwischen zu einer verbesserten Diagnostiksituation für Erwachsene geführt. Einige Spezialambulanzen der Kliniken und einzelne Psychologen in Hamburg bieten die Möglichkeit der Diagnosestellung.
Diagnosestellen für Erwachsene mit hochfunktionalem Autismus im Hamburg:
- Zentrum für Psychosoziale Medizin
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Psychiatrische Poliklinik und Spezialambulanzen
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Telefon: +49 (0)40 7410 53210
Telefax: +49 (0)40 7410 59643
E-Mail: ambulanz.psychiatrie@uke-hh.de
- Neuropsychiatrisches Zentrum Hamburg
Altona NPZ GmbH
Stresemannstraße 23
22769 Hamburg
Telefon: 040 533 0738 0
Telefax: 040 533 0738 20
- Asklepios Klinik Nord-Ochsenzoll
Herr Marcel
Henny-Schütz-Allee;
Langenhorner Chaussee 560
22419 Hamburg
040 181887-4579
Diagnostikstellen für Jungerwachsene (bis zum 21. Lebensjahr) in Hamburg:
- Universitätsklinikum Eppendorf
Institutsambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Tel.: 040 7410 522 30
E-Mail: sa.buck(at)uke.de, s.raisch(at)uke.de
Diagnostik am Hamburger Autismus Institut für Selbstzahler
Zum jeweiligen Quartalsbeginn öffnen wir unsere Warteliste wieder für Erwachsenen-Diagnostik für eine begrenzte Zahl von Selbstzahlern in Hamburg, Lüneburg und Umgebung. Bitte melden Sie sich dazu per E-Mail an info(at)autismus-hamburg.de. Dort erhalten Sie auch weitere Informationen zum Vorgehen.
Nach der Diagnosestellung können die Betreffenden einen Antrag auf Autismus-Therapie bei uns stellen. Wir zeigen Ihnen Möglichkeiten zur Kostenübernahme durch die Eingliederungshilfe auf.
Für genauere Informationen wenden Sie sich gerne an unsere Mitarbeiterinnen in unserem Geschäftszimmer. Erwachsenen mit entsprechender Diagnose und denen, die noch im Diagnoseprozess sind, bieten wir durch unser Beratungsangebot und unsere fachlich moderierte Selbsthilfegruppe Unterstützung an.
HIER finden Sie eine Liste mit deutschlandweiten Diagnostikstellen. (Stand 19.06.2023)
Was ist unser Beratungsangebot?
Wir möchten für Betroffene aus dem Hamburger oder Lüneburger Umfeld mit diesem Beratungsangebot eine Anlaufstelle bei konkreten Problemen sein. Wir informieren Sie bzgl. weiterer Hilfsangebote je nach persönlicher Fragestellung, bieten erste Hilfe bei der Verarbeitung der Autismusdiagnose und stehen Ihnen als fachkundige Anlaufstelle bei autismusspezifischen Problemthemen zur Verfügung, für die wir gemeinsam nach Lösungen suchen.
Das Angebot richtet sich an erwachsene Menschen,
- bei denen ein begründeter Verdacht auf das Vorliegen einer Autismus-Spektrum-Störung im Sinne eines hochfunktionalen Autismus bzw. Asperger-Syndroms vorliegt,
- die gerade eine derartige Diagnose erhalten haben oder
- bei denen bereits seit ihrer Kindheit bzw. Jugend eine solche Diagnose besteht und die aktuellen Beratungsbedarf haben.
Teilweise bieten wir die Beratung in Kleingruppen mit drei bis max. fünf Teilnehmenden an. Diese richten sich im Wechsel an Menschen mit einer, meist erst kürzlich erstellten Autismusdiagnose und denjenigen, die noch auf dem Weg zu einer Diagnosestellung sind.
In den Gruppen mit bereits diagnostizierten Teilnehmenden geht es zumeist um Fragen wie:
- Wo kann ich Unterstützung bekommen und was muss ich dafür tun?
- Kann und soll ich einen GdB beantragen? Welchen Einfluss habe ich auf dessen Umfang?
- Wie kann ich mich im Umfeld outen und macht das Sinn?
- …
Menschen auf dem Weg zu einer Diagnose bewegen häufig folgende Fragen:
- Wo kann ich mich für Diagnostik anmelden und was für Kosten entstehen dabei?
- Macht eine Diagnosestellung für mich Sinn? Welche Vor- oder Nachteile können sich dadurch ergeben?
- Bekomme ich mehr Verständnis für meine Besonderheiten, wenn ich die Diagnose vorweisen kann?
- Und nicht zuletzt: Ist der Verdacht gut begründet oder „bilde ich mir das ein“ und alles ist nicht so schlimm?
- ….
In beiden Kleingruppen bekommen Sie eine autismusspezifische Beratung, zusätzlich kann der Austausch zwischen den Betroffenen ebenfalls hilfreich sein.
Wenn Sie zu dem oben genannten Personenkreis gehören, in oder in der Nähe von Hamburg oder Lüneburg wohnen und Sie unser Beratungsangebot wahrnehmen möchten, vereinbaren Sie bitte unter der E-Mail-Adresse beratung(at)autismus-hamburg.de einen Termin. Die Beratung kann an einem unserer Zentren in Hamburg oder in Lüneburg stattfinden und ist für die Betroffenen kostenlos.
Was kann ich mir unter der fachlich moderierten Selbsthilfegruppe vorstellen?
Am Hamburger Autismus Institut bieten wir eine offene moderierte Selbsthilfegruppe für erwachsene Menschen mit hochfunktionalem Autismus (Asperger Syndrom) an. Damit möchten wir Erwachsenen einen Ort bieten, an dem sie sich mit anderen Betroffenen austauschen können. Die Gruppe wird durch eine Therapeutin bzw. einen Therapeuten des Hamburger Autismus Instituts moderiert. Das Angebot richtet sich an erwachsene Menschen, bei denen eine diagnostizierte Autismus-Spektrum-Störung im Sinne eines hochfunktionalen Autismus vorliegt oder ein begründeter Verdacht (möglichst von Fachleuten) geäußert wurde. Sie soll für die Betroffenen Plätze bieten, die (noch) keine therapeutische Versorgung bei uns erhalten, bzw. denen Nachsorge bieten, die die Therapie bei uns beenden. Die Gruppe bietet die Möglichkeit, sich über Themen wie Freundschaften, Beziehungen, Arbeit, Freizeit etc. auszutauschen. Alle achten auf eine freundliche, wertschätzende Atmosphäre.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Bitte überprüfen sie kurz vorher, ob sich ein Termin verändert hat.
16. Januar 2023 digital
06. Februar 2023
06. März 2023 –> Krankheitsbedingter Ausfall–> Verschoben auf den 20.03.
03. April 2023
08. Mai 2023
19. Juni 2023
21. August 2023
25. September 2023
09. Oktober 2023
06. November 2023 digital
Das Beratungsangebot und die Selbsthilfegruppe können wir dank der freundlichen Unterstützung der Stiftung Irene anbieten.
Autismus-Therapie für Erwachsene
Entsteht nach der Diagnosestellung der Bedarf nach Therapie, können die Betreffenden einen Antrag auf Autismus-Therapie bei uns stellen. Wir zeigen Ihnen Möglichkeiten zur Kostenübernahme durch die Eingliederungshilfe bzw. die Agentur für Arbeit auf.
Im Fokus der Therapie Erwachsener mit hochfunktionalem Autismus stehen häufig Themen, wie Hilfe bezüglich der
- Verarbeitung der Diagnose, Umgang mit dem „Anderssein“
- Rückschau auf das bisherige Leben, Neudefinition vieler Lebensereignisse und Lebenskrisen
- Selbständigkeitsentwicklung
- sozialen Schwierigkeiten (sozial vermeidendem Verhalten, Angststörungen, Vereinsamung etc.)
- beruflichen Schwierigkeiten (Verlust des Arbeitsplatzes, lange Arbeitslosigkeit etc.)
- Probleme mit Freundschaften, Partnerschaften und dem Elternsein
- Selbstorganisation des Alltags- und Berufslebens
- stetigen und meist überfordernden Anpassungsleistung und dem daraus resultierenden Stresserleben
- Möglichkeiten zur Konfliktbewältigung
- Welche meiner Persönlichkeitsmerkmale sind durch den Autismus geprägt?
- Wie gehe ich in meinem Umfeld mit der Diagnose um?
Wenn die Diagnose erst im – u.U. späten – Erwachsenenalter gestellt wurde, bedarf die Verarbeitung der damit verbundenen Empfindungen einige Zeit und bildet oft die Anfangsphase der Therapie. Die eigenen Entwicklungsschwierigkeiten und Probleme der Integration in Gruppen werden von den Klienten dadurch besser verstanden. Es findet eine Versöhnung mit der eigenen Entwicklungsgeschichte statt: die Betroffenen erfahren, dass ihre Schwierigkeiten typisch für Menschen mit Autismus sind und sie keine „Schuld“ an ihren Problemen tragen. Auch gilt es manchmal, das Scheitern im Rahmen einer allgemeinen Psychotherapie, die nicht auf der Autismus-Diagnose fußte, neu einzuordnen. Diese Phase der allgemeinen Neubewertung ist mit vielen „Aha-Momenten“ verbunden und stellt zunächst eine große Erleichterung dar. Allerdings hat die meist langjährige Anpassungsleistung an die „neurotypische“ Welt in der Regel zu Überforderungssituationen geführt, die sich durch sozialen Rückzug bis hin zur Vereinsamung, beruflichen Schwierigkeiten oder Problemen in der Beziehungsgestaltung äußern können.
Methodisch kommen in der Therapie bei Erwachsenen allgemeine gesprächstherapeutische Interventionen und eine autismusspezifische Psychoedukation verbunden mit verhaltenstherapeutischem Vorgehen zum Tragen. Dies geschieht auf der Basis einer wertschätzenden und respektvollen Haltung gegenüber der bisherigen Lebensleistung der Betreffenden.
Auch Erwachsene, die schon als Kind bzw. Jugendlicher Autismus-Therapie erhalten hatten, benötigen in Krisensituationen erneut Hilfe. In diesen Fällen kann man häufig auf erlernten Strategien aufbauen, die bezüglich neuer Herausforderungen angepasst und erweitert werden müssen. Wir helfen Ihnen gerne bei der Beantragung der Therapie; hier finden Sie weitere Informationen.