Früherkennung

Frühe Diagnose – frühe Therapie:  bessere Hilfen

Autismus-Spektrum-Störungen (frühkindlicher Autismus, atypischer Autismus und hochfunktionaler Autismus bzw. Asperger-Syndrom) lassen sich heute bereits ab dem Lebensalter von 1 ½ – 2 Jahren diagnostizieren. Bei Kindern mit hochfunktionalem Autismus ist es manchmal erst mit 3-4 Jahren möglich eine Diagnose zu stellen. Für die Eltern ist es sehr wichtig, früh über die Beeinträchtigungen ihrer Kinder aufgeklärt zu werden, um der Verfestigung der autistischen Verhaltensweisen ihres Kindes entgegenwirken zu können. Aktuelle Studien zeigen, dass wir die Entwicklung des kindlichen Gehirns auf positive Weise beeinflussen können, je früher ein Kind mit Autismus in gezielter Weise familiär und therapeutisch gefördert wird. Die früh einsetzende autismusspezifische Therapie hilft, die fehlenden Fähigkeiten der Kinder auszugleichen und die Stärken der Kinder zu erweitern.

 

Checkliste für Früherkennungszeichen (zum Zeitpunkt der U7)

SOZIAL- UND SPIELVERHALTEN:

  • schaut durch Personen hindurch
  • Blickkontakt wenig sozial regulativ
  • ignoriert andere Menschen; oft nur Kontakt zu Eltern oder Geschwistern
  • kein oder kaum „Guck-guck” und Versteckspiele
  • kein oder kaum „So-tun-als-ob”-Spiel
  • wenig Imitation, zurückgezogen, ernst
  • schmiegt sich nicht an; Körperkontakt nur selbstbestimmt;
  • lässt sich nicht/nur schwer beruhigen
  • wenig Interesse an normalem Spielzeug; Zweckentfremdung von Spielzeug
  • bildet gleichförmige Reihen von Gegenständen
  • kein oder kaum kreatives Spiel; liebt keine Überraschungen
  • keine oder kaum Zeigegeste im Sinne von „Guck mal!“
  • besteht auf Einhaltung bestimmter Abläufe

 

KOMMUNIKATION:

  • lautiert oder spricht nicht; ersetzt fehlende Sprache nicht durch Mimik oder Gestik
  • hat nach Sprechbeginn wieder aufgehört zu sprechen
  • produziert Laute oder Worte ohne Sinnbezug
  • versteht nicht, was andere zu ihm sagen
  • wenn Sprache vorhanden: monoton, wiederholende Fragen, Spezialthemen
  • Sprache bedürfnisorientiert, kein „soziales Geplauder“

 

WAHRNEHMUNG:

  • wirkt bei Ansprache wie taub
  • überempfindlich gegen bestimmte Geräusche
  • kratzt, schabt, leckt an Oberflächen
  • wedelt mit Fäden, Händen, Armen; hüpft, schaukelt mit dem Oberkörper, Zehenspitzengang
  • tastet oder klopft anhaltend an Gegenständen
  • sammelt ungewöhnliche Dinge (besonders Winziges, Äste, Schnüre u.a.m.)
  • trägt immer etwas mit sich rum
  • sieht lange Muster an (Teppich, Heizung)
  • bewegt Objekte, Hände vor den Augen
  • keine Angst vor realen Gefahren

Nicht alle Auffälligkeiten müssen vorhanden sein.

 

Checkliste für Früherkennungszeichen (3-4 Jahre) für den hochfunktionalen Autismus  (Asperger-Syndrom)

STEREOTYPE VERHALTENSWEISEN

  • stereotype Bewegungsmuster, wie z.B. Handwedeln oder Hin- und Herwerfen des Kopfes beim Einschlafen
  • Spezialinteressen, über die lange und intensiv gesprochen wird; das können ungewöhnliche Interessen, wie Übersichtspläne des S-Bahnstreckennetzes, aber auch „Modeinteressen“, wie Lieblingsserien in den Medien sein
  • Veränderungen von gewohnten Abläufen: das Kind besteht auf Einhaltung bestimmter Abläufe und reagiert wütend oder ärgerlich auf Veränderungen, z.B. auf eine veränderte familiäre Sitzordnung oder, beim Jahreszeitenwechsel, auf veränderte Kleidung

 

KOMMUNIKATION

  • einzelne Worte oder Satzteile werden häufig wiederholt, ohne dass dies im gemeinsamen Gespräch einen Sinn machen würde
  • es gibt bzgl. des Alters des Kindes ungewöhnliche Lieblingsworte, wie z.B. „Dunstabzugshaube“
  • das Kind erfindet neue Worte oder ungewöhnliche Beschreibungen, wie „er regnet aus den Augen“
  • es fehlt das „soziale Geplauder“, das heißt, das Kind spricht nicht oder kaum, um einfach zu anderen freundlich oder gesellig zu sein, sondern lediglich, um Bedürfnisse mitzuteilen oder Informationen zu geben
  • es fehlen übliche Bestätigungsgesten oder –äußerungen während eines Gesprächs, wie Kopfnicken, „ja“ oder „mmh“

 

INTERAKTION

  • der Blickkontakt ist nicht moduliert, das heißt, das Kind versucht nicht, über den Blickkontakt den anderen zu beeinflussen (z.B. bittender oder neckender Blickkontakt); es reagiert nicht oder wenig auf die Gesichtsausdrücke anderer
  • das Kind benutzt keine oder selten spontan zeigende Gesten als Kommunikationsmittel; wenn es mit dem Finger auf etwas zeigt, fehlt die Rückversicherung per Blickkontakt, ob der andere der Zeigegeste mit den Augen folgt
  • das Kind hat kaum Impulse, etwas mit anderen zu teilen, z.B. Nahrung, Spielzeug oder Lieblingsgegenstände
  • der Kontakt zu anderen Kindern ist ungewöhnlich: das Kind beobachtet eher andere Kinder, nimmt aber selbst keinen oder unangemessenen Kontakt auf; es versteht oft nicht die Absicht der anderen Kinder und gerät in die Rolle des „Störenfrieds“; es tröstet andere Kinder nicht
  • das Spielverhalten wirkt mechanisch: Aufstellen von Reihen (z.B. Spielzeugautos), Spiellandschaften werden z.T. aufwendig aufgebaut, aber es wird dann nicht mit den einzelnen Teilen gespielt; kaum Fantasiespiel, wenn doch, dann mit einer geringen Variationsbreite; anderen Kindern werden Rollen zugewiesen, Abweichungen werden nicht toleriert.

Nicht alle Auffälligkeiten müssen vorhanden sein.

Wenn Sie den Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung haben, beraten wir Sie gerne hinsichtlich einer weiteren diagnostischen Abklärung. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto früher kann eine gezielte Therapie beginnen.

Bei vorliegender Diagnose unterstützen wir die Eltern bei der Beantragung der Therapie bei uns. Die Kosten für die Behandlung trägt das Sozialamt im Rahmen der Eingliederungshilfe, ggf. mit Beteiligung der Krankenkasse. Dies geschieht unabhängig vom Einkommen der Eltern.

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